Flügelschlag
Das #ECHTINAKINDERGARTEN Blog
05
Apr 2024

Situationsansatz, Situationsorientierter Ansatz, Situativer Ansatz – worin liegt der Unterschied?

Situationsansatz

Der Situationsansatz macht die vielschichtige reale Lebenswelt mit ihren Chancen und Herausforderungen, ihren sozialen Bedingungen und kulturellen Einflüssen, sowie die unmittelbaren Erfahrungen und Erlebnisse der jüngeren und älteren Kinder zum Inhalt der kindlichen Bildungsprozesse. Pädagogische Fachkräfte beobachten dafür jedes Kind und die Kindergemeinschaft und analysieren, was sie bewegt und interessiert. Sie wählen gezielt jene Schlüsselsituationen aus, welche das Potenzial haben, die Neugier und Lernfreude der Kinder längerfristig herauszufor dern. In offen geplanten Projekten – beispielsweise einem selbst organisiertem Spendenlauf oder einem Verkaufsbasar, um Kindern in Not zu helfen – und vor allem in vielfältigen Alltagssituationen können sich die Kinder so selbstbestimmt die Welt aneignen.

Situationsorientierter Ansatz

Der situationsorientierte Ansatz ist entwicklungspsychologisch geprägt. Er macht die individuellen Lebensgeschichten der Kinder, ihre Sorgen, Ängste und Nöte, ihre Freuden und ihr Leid zum Ausgangspunkt der pädagogischen Arbeit. Allerdings ist er gewissermaßen an vergangenen Situationen orientiert: Der Ansatz soll Kinder dabei unterstützen, individuell belastende Erfahrungen und Erlebnisse emotional und kognitiv aufzuarbeiten, sich konstruktiv mit ihnen auseinanderzusetzen und letztlich Entlastung zu finden. Was macht ihnen Angst, worüber sind sie traurig? Zur Beantwortung werden typischerweise Projekte mit einer siebenstufigen Schrittfolge geplant und mit den Kindern umgesetzt. Ein prominenter Vertreter dieses Konzepts ist Dr. Arnim Krenz, heilkundlicher Psychotherapeut und Dozent an der Universität Kiel.

Situativer Ansatz

Hinter dem Begriff des situativen Ansatzes verbirgt sich kein etabliertes Konzept, das theoretisch oder praktisch entwickelt und beschrieben wäre. Vielmehr ist damit eine pädagogische Arbeit gemeint, die sich durch ein spontanes Aufgreifen zufälliger Momente oder Anlässe im Kita-Alltag auszeichnet. Die Fachkräfte lassen sich davon leiten, was die Kinder gerade einbringen und gehen meist ohne ein gezieltes pädagogisches Anliegen darauf ein. Häufig dienen die Jahreszeiten oder traditionelle Feste sowie die dazu angebotenen Bücher als Orientierung; in der Praxis ist auch beispielsweise das Aus malen vorgefertigter Schablonen zu beobachten. Dieser Ansatz wird oft als „Pädagogik vom Kinde aus“ bezeichnet – oder despektierlich als „Kuschelpädagogik“.