Jul 2024
Rückblick auf den Fachtag „13. Baustelle Inklusion“ am 17.06.2024
Am 17.06.2024 hat die Fachstelle Kinderwelten am Institut für den Situationsansatz zur 13. „Baustelle Inklusion“ eingeladen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Entweder sind alle normal oder niemand“ – thematisiert wurden diskriminierungskritische Perspektiven auf Inklusion und Ableismus, also Benachteiligung oder Bevorzugung von Menschen mit Behinderung, in Kita und Grundschule.
Sowohl die Referent:innen der Vorträge als auch die Expert:innen in der Diskussionsrunde und die Moderator:innen waren Fachleute mit und ohne Behinderung. Moderiert wurde der Tag von Aida Kiflu und Katrin Zimmermann; für INA.KINDER.GARTEN teilgenommen hat Axel Bobe als Fachkraft für Integration/Inklusion. In der Gesprächsrunde konnte er mit seiner Berufserfahrung beim Träger von Beispielen gelingender Inklusion berichten, aber auch die Barrieren aufzeigen, die Kinder und Familien oft an einer Entwicklung zur Selbstwirksamkeit hindern.
So sei zwar in vielen Gesetzen ein Rechtsanspruch auf Beteiligung formuliert, dieser hänge jedoch immer von einer gesicherten ärztlichen Diagnose ab. Liegt diese nicht vor, sind Kinder ausgeschlossen von einer Förderung. Wie kann Bildungsgerechtigkeit für Kinder mit Behinderung aus seiner Sicht trotzdem erreicht werden? INA.KINDER.GARTEN-Experte Axel Bobe nennt Qualität und Offenheit als wichtigste Faktoren.
„Unser Ziel ist ein durchlässiges System für alle Kinder, das in der Lage ist, sie nach ihrem Bedarf optimal in ihrer Entwicklung zu begleiten. Dafür brauchen wir qualifizierte, engagierte und multiprofessionelle Teams und eine offene Sicht auf Kinder und ihre Familien. Sie müssen als Menschen mit individuellen Fähigkeiten und Bedarfen gesehen werden.“
Axel Bobe, Fachkraft für Integration/Inklusion bei INA.KINDER.GARTEN
Besonders beeindruckt war Axel Bobe vom Spoken-Word-Beitrag der Autorin Stefanie-Lahya Aukongo, bei dem sie Fakten und Erfahrungen – von Diskriminierung bis hin zu Gewalt gegenüber beeinträchtigten Menschen – thematisierte. Mit vielfältigen künstlerischen Mitteln und auf sehr persönliche Weise verdeutlichte sie dabei, dass es in Deutschland nach wie vor keine Bildungsgerechtigkeit für Menschen mit Beeinträchtigungen gebe. Einige Menschen mit Behinderung hätten Chancen und Wege im Leben bekommen oder konnten sie sich erstreiten, während viele andere Menschen mit Einschränkungen, die dieses Glück nicht hatten, in unwürdigen Arbeits- und Lebenssituationen gelandet seien. Auch der Vortrag von Adina Hermann und Mareice Kaiser mit dem Titel „Bist du behindert, oder was?“ zu Ableismus im deutschen Bildungssystem hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Die alarmierenden Forderungen einer rechtsextremen Partei nach einem sogenannten „Ende der Inklusion“ sorgten für Betroffenheit.
Zwischen den Beiträgen der Fachtagung gab es viel Zeit zur Diskussion und Reflexion. In der darauffolgenden Woche fanden außerdem zahlreiche vertiefende Online-Workshops zu den thematisierten Aspekten statt. Inklusion ist bei INA.KINDER.GARTEN im Rahmen des Schwerpunkts Vielfalt fest auf Trägerebene verankert. Als Beauftragter des Trägers lenkt Axel Bobe den Fokus auf die Wichtigkeit von Diversity und Inklusion – nicht nur bei Fachveranstaltungen, sondern auch im Kita-Alltag.
© Lestari Jaeger/Fachstelle Kinderwelten