Flügelschlag
Das #ECHTINAKINDERGARTEN Blog
11
Mrz 2011

Berufserfahrung im Partnerland Holland

Erzieherinnen und Erzieher aus dem INA.KINDER.GARTEN Preußstraße reisen nach Holland, um dort in Kindertagesstätten des Trägers 2Samen mitzuarbeiten. Die Mitarbeiter bereiteten sich durch Sprachkurse vor. In einem Vorbereitungsseminar stellten Serv Vinders, Mitglied im Beirat von INA.KINDER.GARTEN, und Wim van Ogtrop, Geschäftsführer von 2Samen, die Kinderbetreuung in Holland sowie die Struktur, die Arbeitsweise und das Qualitätsmanagement des Trägers vor. Jeweils drei bis vier Fachkräfte, darunter auch die Leiterinnen der Kita, arbeiten in den Monaten Januar bis März für jeweils drei Wochen in Den Haag. Die Arbeitsaufenthalte werden als Mobilitätsprojekt im Programm Lebenslanges Lernen von der Europäischen Union finanziell unterstützt. Im Jahr 2012 werden Erzieherinnen von 2Samen Kitas von INA.KINDER.GARTEN besuchen.

Drei Männer und eine Frau – so kamen wir im Hauptbahnhof in Den Haag an. Viel Gepäck und keinen Plan. Doch wir wurden erwartet! Ein Mitarbeiter der Geschäftsführung von 2Samen begrüßte uns in deutscher Sprache und fuhr uns zu unserer Unterkunft, direkt bis vor die Wohnungstür. Das tolle, große Haus lag im Vakantiepark Kijkduin, direkt am Meer. Er übergab uns auch die Chipkarte für den Bus, da wir in den folgenden Tagen selbstständig in “unsere” Kitas fahren sollten. Für den nächsten Tag verabredeten wir jedoch eine Abholzeit und somit war auch geklärt, wie wir am ersten Arbeitstag zum Bürogebäude des Trägers 2Samen kommen.

In einer Kennlernrunde wurden wir sehr freundlich von den Kitaleiterinnen begrüßt, in deren Kitas wir in den nächsten Wochen arbeiten würden. Am Nachmittag waren wir bereits in den jeweiligen Kitas. Wir konnten uns sehr schnell in das Tagesgeschehen einfinden. Kühlschrank hier, Windeln dort und im Schrank die Erdnussbutter!

Wir stellten fest, dass alle Arbeitsabläufe sehr strukturiert und gleichmäßig waren. Die Erzieherinnen wechseln jedoch fast täglich, weil sie in der Regel Teilzeit arbeiten. Viele Fragen wurden uns mehrmals gestellt. Das Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um so viel wie möglich mit unseren relativ geringen Sprachkenntnissen zu verstehen und zu sortieren.

Abends werteten wir unsere Erlebnisse aus: Kaminfeuer an, Laptops raus. Es war sehr gemütlich bei uns drei Männern. Unsere holländische Kollegin wohnte derweil bei einer Freundin, aber sie besuchte uns einmal und lud uns zum Essen bei ihren Eltern ein.

 

Was fiel uns auf? Zunächst die zuweilen sehr ruhige und entspannte Arbeitsatmosphäre. Dazu trugen sicherlich die kleinen Gruppen und der in jeder Einrichtung standardisierte Lärmschutz bei. Die Bedingungen für die Mitarbeiterinnen gefielen uns sehr gut. Das “INVAL” System stellt sicher, dass für jede erkrankte Mitarbeiterin am selben Tag Ersatz gestellt wird. Das erschien uns geradezu paradiesisch. Es sind somit immer alle Stellen voll besetzt!! Wie sehr das dem Nervenkostüm und dem Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen zuträglich ist, war überall zu spüren. Natürlich auch die direkte Auswirkung auf die Kinder.

So gab es genug Zeit, um ins Gespräch zu kommen und diesen oder jenen Vergleich anzustellen. Die sprachlichen Barrieren musste jeder für sich in seiner Gruppe meistern, aber durch die regelmäßig benutzten Wörter im Tagesablauf wie “lekker cracker eten” konnte man sich einen kleinen Überlebenswortschatz aneignen. Die drei Wochen Verweildauer in Den Haag fanden wir genau richtig. Weniger hätte eher zum Schnuppern verführt als zum Mitarbeiten.

Wir konnten uns mit unseren individuellen Stärken einbringen. Einer meiner Kollegen konnte singen und Gitarre spielen, der andere hat die “Kindermassage” zur Entspannung eingeführt, unsere holländische Kollegin brachte den Kinder deutsches Liedgut zur Mahlzeitenaufnahme bei: “Piep, piep, piep…”. Ich konnte den Kindern beibringen, sich “malerisch” auszudrücken.

 

An den Wochenenden erkundeten wir die Stadt Den Haag, oftmals jeder für sich allein. Dazu nutzten wir das Fiets, den Bus und manches Mal liefen wir auch zu Fuß. Im Reiseführer suchten wir nach Ausflugszielen. An zwei Tagen schien die Sonne und wir bekamen einen Eindruck, wie schön es sein muss, wenn man ohne dicke Wintersachen und grauen Himmel spazieren gehen kann.

Das Engagement der Geschäftsführung imponierte uns sehr. Man bot uns jederzeit Unterstützung an. Die freundliche Linda de Bruin organisierte und telefonierte für uns viele Male. Vom Taxi bis zum Ausleihen des Fahrrads außerhalb der Geschäftszeiten half sie uns jederzeit. Auch dem Geschäftsführer, Wim van Ogtrop, gilt unser herzlicher Dank für die sehr gute Vorbereitung unseres Aufenthaltes und die überaus freundliche Aufnahme. Wir haben sehr nette Menschen kennengelernt und ich selbst kann sagen, dass ich einige wirklich vermisse.

Nick Erdmann