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10
Mai 2024

Fünfzig Jahre Situationsansatz

Illustration zum Jubiläum 50 Jahre Situationsansatz

Anfang der 1970er-Jahre entwickelte eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Jürgen Zimmer am Deutschen Jugendinstitut München den Situationsansatz – die Grundlage der pädagogischen Arbeit von INA.KINDER.GARTEN und anderen Kita-Trägern. Er setzte den damals in Kindergärten üblichen, vorgefertigten und fächerorientierten Trainingsprogrammen ein anspruchsvolles Bildungskonzept entgegen. Ein Konzept, das die Lebenssituationen der Kinder, ihre Bedürfnisse und Rechte, ihre Entdeckerfreude und ihren Forscherdrang, die Vielfalt ihrer Ausdrucksmöglichkeiten sowie ihren Anspruch, aktiv ihre Lebenswelt mitzugestalten, in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit stellt. Ein Konzept, das dadurch auch Erwachsene verpflichtet, eine anregungsreiche Lernumgebung zu gestalten, die den Kindern vielfältige Bildungsgelegenheiten eröffnet. Ein Konzept, das von der Frage ausgeht, welche Unterstützung und Förderung Kinder brauchen, damit sie die Welt, in die sie hineinwachsen, verstehen und in ihr kompetent und verantwortungsbewusst handeln können. Jürgen Zimmer beschrieb den Situationsansatz deshalb auch als „Einladung, sich mit Kindern auf das Leben einzulassen“.

Ein Konzept, das verbindet

Ursprünglich ein „westdeutsches Produkt“, erwies sich der Situationsansatz in den 1990er-Jahren auch in Ostdeutschland als sehr geeignet, die frühkindliche Entwicklung auf neuen Wegen zu unterstützen und die Umbrüche in den Lebenssituationen der Familien zu reflektieren. Die Berliner Arbeitsgruppe rund um Jürgen Zimmer, damals bereits Professor für Internationale Pädagogik an der Freien Universität, entwarf den Situationsansatz im Projekt „Kindersituationen“ (1993 bis 1997) gewissermaßen noch einmal neu. Dafür arbeitete sie mit Kita-Teams aus allen neuen Bundesländern sowie aus Ostberlin zusammen, die sich anhand ihrer eigenen professionellen Erfahrungen mit dem Ansatz auseinandersetzten. Beispiele gelungener Arbeit sind unter anderem in der „Praxisreihe Situationsansatz“ (1998) dokumentiert.

Eine Erfolgsgeschichte der Pädagogik

Nach nunmehr fünfzig Jahren Praxis hat sich der Situationsansatz längst als qualifiziertes, zeitgemäßes Konzept für die frühkindliche Bildung etabliert. Bis heute trägt er mit seinem Leitbild und seinen Grundsätzen – herausgegeben von Christa Preissing und Elke Heller als Standardwerk „Qualität im Situationsansatz“ im Jahr 2009 und seitdem mehrfach neu aufgelegt – entscheidend zur pädagogischen Qualität in Kindertagesstätten bei. Bildungspläne mehrerer Bundesländer sind von ihm geprägt, auch das Berliner Bildungsprogramm.

Ein struktureller Rahmen macht den Ansatz indes zukunftsfest: Im Jahr 1996 gründete sich das „Institut für den Situationsansatz“ (ISTA), das für wissenschaftliche Begleitung und stetige Weiterentwicklung sorgt, und in der Folge auch Kindertageseinrichtungen, durch die er Anwendung und Verbreitung findet. Allen voran INA.KINDER.GARTEN, wo der Situationsansatz seit über zwanzig Jahren gelebt und fest im Trägerleitbild verankert ist.