Apr 2021
Debatte am Gartenzaun des INA.KINDER.GARTEN Preußstraße
Eltern und Passant:innen ist es längst aufgefallen: Einige Tage hingen am Gartenzaun des INA.KINDER.GARTEN Preußstraße ein Paar Kinderschuhe und ein Plakat. Auf diesem formulierten die Verfasser:innen ihren Wunsch nach einer Kita-Betreuung aller Kinder, nicht nur für einige ausgewählte. Weil die Ungewissheit der Gesamtsituation und die Ängste der betroffenen Eltern nachvollziehbar sind, hatten Kita-Leitung und Geschäftsführung zunächst beschlossen, das Plakat hängen zu lassen.
Mittlerweile hat sich das Stimmungsbild geändert, das Plakat wird nun doch abgehängt. Hintergrund sind sich verdichtende Hinweise darauf, dass die Urheber:innen der sogenannten “Querdenker-Bewegung” zuzurechnen sind, die sich weder von Extremist:innen in ihren Reihen noch von Verschwörungserzählungen und verfassungsfeindlichen Ideologien klar genug abgrenzen. Dies ist mit den Grundsätzen von INA.KINDER.GARTEN nicht vereinbar.
Carsta Herfen, Leiterin des INA.KINDER.GARTEN Preußstraße, betont, dass das Kita-Team nicht selbst entscheiden kann, welche Kinder aktuell betreut werden können und welche leider nicht. Stellvertretend für die Mitarbeitenden schreibt sie:
„Wir mussten einigen Kindern das Zurückkommen in die Kita verweigern. Das ist für die Kinder und Eltern eine ganz schwierige Situation. Wir wissen, dass manche Familien in finanzielle Nöte geraten, weil die Berufstätigkeit eines der Elternteile nicht mehr möglich ist, oder dass sie unter sehr schwierigen Bedingungen doch irgendwie neben der Kinderbetreuung arbeiten müssen. Die Kinder verstehen auch nicht, warum sie nicht mit den anderen Kindern spielen dürfen, die dort hinter dem Zaun im Garten zu sehen sind. Die Familien sind ratlos und müssen auch die Möglichkeit haben, ihre Probleme aufzuzeigen. Deshalb haben wir uns entschlossen, das Plakat nicht abzuhängen. Wir haben uns im Team dazu ausgetauscht und uns entschieden, stattdessen ein eigenes Transparent zu gestalten und daneben aufzuhängen.“
Die pandemie-bedingten Vorschriften einzuhalten, verlange auch den Pädagog:innen viel Ausdauer und Kraft ab, möchte Carsta Herfen noch ergänzen. Doch natürlich halten sie weiter durch, im Wissen, eines Tages zum Regelbetrieb zurückzukehren.
Ein Aufruf ist dem Kita-Team außerdem besonders wichtig: die Meinung nicht am Gartenzaun zu äußern. Besser sei es, sich an die Politiker:innen des Bezirkes, der Stadt, der Regierung zu wenden. Für guten Rat, Fragen und Anregungen zur Freizeitgestaltung und Strukturierung des Tages stehen die Pädagog:innen den Familien nach wie vor täglich per Mail und telefonisch zur Seite.