Übergänge
Sprachliche Bildung ist bei uns ein wesentlicher Bestandteil des Kita-Alltags. Wir verstehen darunter die individuelle Begleitung und Unterstützung der sprachlichen Entwicklung der Kinder. Im täglichen Miteinander ergeben sich vielfältige Anlässe zum Sprechen, die wir gezielt aufgreifen und spielerisch nutzen. Dabei geht es uns vor allem um die Freude am Umgang mit Sprache.
Gesprächsanlass kann schon die morgendliche Begrüßung sein, wenn wir nachfragen, wie es den Kindern geht oder wie das Wochenende war. Manche erzählen dann gleich ganz ausführlich, andere wollen erst einmal ankommen. Auch Mahlzeiten, Wartesituationen, das Wickeln usw. nutzen wir, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen oder sprachliche Impulse zu setzten mit Fingerspielen, Abzählversen, Gedichten… Wir planen den Kita-Tag gemeinsam mit den Kindern und besprechen am Speiseplan, was es zu Essen gibt und wo die Nahrungsmittel herkommen.
Das Erlernen von Sprache ist keine reine „Kopfsache“, sondern ein ganzheitlicher Prozess und erfolgt am nachhaltigsten, wenn wir etwas durch aktives Tun und mit allen Sinnen kennen lernen, wenn wir et-was fühlen, sehen, riechen…
So können die Kinder bei Bewegungsangeboten Begriffe wie „auf, unter, vor, hinter, neben, zwischen“ spielerisch erlernen und beim gemeinsamen Singen und Musizieren probieren sie Rhythmen aus, lernen nach und nach Texte. Auch hierbei beteiligen sich schon die Jüngsten. Sie beobachten aufmerksam, wippen mit und machen einzelne Gesten, Laute und Wörter nach.
Ausflüge regen durch die vielen neuen Eindrücke unmittelbar zum Sich-Mitteilen und Erzählen an. Wir unternehmen mit den Kindern Spaziergänge zu verschiedenen Themen wie „Hier wohne ich.“, gehen auf unterschiedliche Spielplätze, ins Theater, in die Bücherei usw. und einmal im Jahr fahren wir für mehrere Tage ins „Grüne“.
Im freien Spiel kommunizieren die Kinder untereinander besonders intensiv und trainieren so ganz nebenbei auch ihre sprachlichen Fä-higkeiten. Sie sprechen sich mit ihren Spielpartnern ab, entwickeln im Rollenspiel Geschichten, „lesen“ Bilderbücher und lösen Konflikte. Wir beobachten die Kinder dabei gezielt, um zu erkennen, woran sie interessiert und beteiligt sind, welche Fragen sie beschäftigen, wo sie an ihre Grenzen stoßen und Unterstützung brauchen. Dementsprechend setzen wir Impulse und ermöglichen den Kindern neue Erfahrungen. Wir stellen passendes Material zur Verfügung und geben ihnen Ideen dazu, wie sie ihr Spiel variieren oder in Streitsituationen anders reagieren können.
Wir laden die Kinder regelmäßig zu Gesprächskreisen ein, die wir abgestimmt auf die unterschiedlichen Altersgruppen gestalten und auch schon für die Älteren in der Krippe anbieten. Dabei orientieren wir uns an den Interessen und Themen der Kinder, greifen auf, was für sie bedeutsam ist, was sie bewegt.
Wir haben einen großen Fundus an Sprachmaterialien z.B. zum Nach-spielen und Erzählen von Geschichten, verschiedene Themen-Boxen zu Farben, Sehen, Geologie usw. und Spiele zum Erkennen und Üben von Reimen, Anlauten, Präpositionen…
Unsere Bibliothek hält eine vielfältige Auswahl an Büchern bereit und in der Schreibwerkstatt können die Kinder erste Erfahrungen mit Schriftsprache machen. Hier finden sie Buchstaben in verschiedenen Formen, Lesedosen und eine Schreibmaschine.
Vorlesen spielt in unserem Kita-Alltag eine große Rolle Wir ge-stalten es dialogisch, möglichst in kleinen Gruppen und nutzen verschiedenste Gelegenheiten als Anlass. Wir lesen vor als Ritual nach dem Mittagessen, immer wieder zwischendurch nach Bedürfnis und Interesse der Kinder, in der Bibliothek, den Leseecken oder auch im Garten. Wir laden Eltern zum Vorlesen ein und nehmen regelmäßig am Bundesweiten Vorlesetag teil, veranstalten Bilderbuch-Kino und planen bei unseren Festen Lesen als Programmpunkt mit ein z.B. beim Sommerfest das Lese-Zelt.
Wir schätzen die Vielfalt an Familiensprachen, machen diese sichtbar und versuchen, sie im Alltag einzubeziehen. Alle sollen sich wieder finden, dazugehörig und wohl fühlen können, die vertrauten Klänge bilden hierbei quasi eine Brücke. Wir pflegen eine wertschätzende Gesprächskultur und achten in unserer Kommunikation mit Kindern auf folgende wesentliche Punkte:
- wir bauen eine vertrauensvolle Beziehung zu den Kindern auf, nur so werden sie den Wunsch entwickeln sich mitzuteilen
- wir nehmen die Gefühle der Kinder ernst
- wir hören dem Kind wirklich zu und vermitteln ihm dadurch die Wichtigkeit seines Anlasses
- wir halten zu den Kindern Blickkontakt in Augenhöhe solange wir mit ihnen sprechen und geben ihnen Zeit
- wir sind uns bewusst, sprachliches Vorbild für die Kinder zu sein und sind darum bemüht, sämtliche Situationen sprachlich zu begleiten
- wir selbst sprechen deutlich, langsam und in einem dem Kind verständlichen Ausdruck
- nonverbale Äußerungen des Kindes leiten wir in Sprache über
- Gesten und Einwortsätze nehmen wir als Anlass für Dialoge
- anstatt das Kind zu verbessern geben wir ihm ein korrektives Feedback
Sprachlerntagebuch
In den Sprachlerntagebüchern dokumentieren wir die sprachliche Entwicklung der Kinder. Hierfür halten wir ihre sprachlichen Äuße-rungen in wörtlicher Rede fest und laden auch Eltern dazu ein, sich an der Gestaltung der Bücher zu beteiligen. Dies kann zum Beispiel in Form von Familienbildern sein, den Seiten „Das bin ich“, „Das mag ich“ oder Notizen darüber, wie das Kind zu Hause spricht, welche Wörter es schon kann, welche Sprache es bevorzugt benutzt usw.
Wir bearbeiten die Tagebücher gemeinsam mit den Kindern, denn sie gehören ihnen. Die Kinder entscheiden mit darüber, was hinein soll und was nicht. Aufbewahrt werden die Bücher bei uns gut sichtbar und so, dass die Kinder sie selbständig nehmen können.
Wenn die Kinder sich ihr Sprachlerntagebuch anschauen, erinnern sie Erlebtes und unterhalten sich darüber. Die SLT beschreiben also zum einen die individuellen Bildungswege der Kinder und zum anderen geben sie ihnen einen sehr intensiven Sprachanlass.